Der Jahreswechsel ist für viele der perfekte Anlass, um die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Es werden Vorsätze gefasst, Pläne geschmiedet und die Motivation ist hoch, endlich etwas zu ändern. Doch das hält oft nur kurzfristig an, weil ein System fehlt. Heute gib es von mir praktische Tipps für den Start in ein ordentliches Jahr.

 

Endlich anfangen und dranbleiben

Dass am 14. Januar Tag der Ordnung (Organize Your Home Day) ist, kommt nicht von ungefähr. Über die Feiertage haben viele Zeit, sich zu erholen, können das vergangene Jahr Revue passieren lassen und starten (hoffentlich) mit neuem Elan ins neue Jahr. Zu Beginn des Jahres ist der innere Antrieb oft groß, endlich die Dinge anzugehen, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden. Das Ordnen von Wohn- und Arbeitsräumen steht vielerorts ganz oben auf der Agenda.

Als Ordnungscoach weiß ich, dass Aufräumen für viele Menschen mit enormen Herausforderungen einhergeht. Sie sind sich bereits darüber bewusst, dass eine Menge Arbeit auf sie zukommt und das damit verbundene Gefühl kann lähmen. Doch jeder Weg beginnt bekanntlich mit dem ersten Schritt. Gar nicht erst anzufangen, ist auch keine Lösung und macht die Situation auf Dauer nur schlimmer. Mit einer systematischen Vorgehensweise kannst Du Dir die Aufgabe erleichtern und endlich dranbleiben!

1.     Die Zielsetzung ­– was willst Du erreichen?

Viele machen zu Beginn ihrer Aufräumaktion den Fehler, dass sie ohne jeglichen Plan an zu vielen Stellen gleichzeitig beginnen und in wenig Zeit zu viel erwarten. Nicht selten sieht die Wohnlandschaft anschließend unordentlicher aus als vorher, weil sich zahlreiche „Baustellen“ eröffnen. Die Folge: Du bist enttäuscht, genervt und die Motivation, mit dem Aufräumen weiterzumachen, sinkt innerhalb kürzester Zeit auf ein Minimum.

Deshalb rate ich: Mach Dir (bevor zu startest!) Gedanken dazu, was dich in Deiner Umgebung besonders stört und welche Ziele Du erreichen möchtest. Wie soll Deine Wohnung in Zukunft aussehen? Wie willst Du Dich zuhause fühlen? Mach Dir auch gern Notizen, denn das Schreiben hilft beim Konkretisieren des Vorhabens.

2.     Der Zeitfaktor ­– nimm Dir Zeit!

Anschließend solltest Du Dir überlegen, wie viel Zeit Du für Deine Aufräumaktion zum aktuellen Zeitpunkt hast. Eine Stunde, einen halben oder ganzen Tag? Bedenke: Ein typischer Haushalt lässt sich nicht an einem Tag vollständig entrümpeln und neu strukturieren.

Das ist ein Prozess und der braucht Zeit. Entsprechend Deines heute verfügbaren Zeitrahmens solltest Du deshalb in etwa einschätzen, was Du währenddessen schaffen kannst.

Hinweis: Grundsätzlich empfehle ich als Ordnungscoach, jede Kategorie auf einmal zu erledigen ­– ­also beispielsweise die Kleidung an einem Aufräumtag und beim nächsten Mal die nächste Kategorie. Der Vorteil: Wenn ich alle Dinge einer Kategorie auf einem Haufen sehe, wird der Umfang der Besitztümer wesentlich deutlicher und das Ausmisten klappt besser.

3.     Kategorisieren

Das Ausmisten und Aufräumen nach Wohnbereichen (z. B. Bad, Flur, Schlafzimmer) ist eine häufig eingesetzte Methode, die jedoch einen entscheidenden Nachteil hat: Das konsequente Ausmisten und durchdachte Strukturieren werden erschwert, weil viele Dinge einer Kategorie auf mehrere Räume und Zonen verteilt sind.

Beispiel: Du willst Deine Kleidung aussortieren und neu ordnen und beschränkst Dich auf den Kleiderschrank im Schlafzimmer ­­– doch auch in anderen Wohnbereichen sind Textilien verteilt. Das können Halstücher und Jacken im Flur sein, Sportkleidung in der Kommode im Keller oder bereits getragene Textilien, die im Bad (oder sonst wo) hängen. Willst du dann dein Schlafzimmer ausmisten, fehlt die Hälfte der jeweiligen Kategorien und Du kannst Dir keinen allumfassenden Überblick verschaffen. So passiert es schnell, dass Du dich nicht konsequent von Dingen trennst, die Du eigentlich nicht mehr brauchst und magst. Unter anderem weil Du womöglich den Eindruck gewinnst, dass Du nicht genug hast ­ – dabei befindet sich ein Teil nur nicht dort, wo Du gerade aussortierst.

Deshalb gilt: Beim Ausmisten sämtliche Dinge einer Kategorie vollständig zusammensammeln! Leg sie auf Dein Bett, einen Tisch oder den Boden, um Dir einen Überblick zu verschaffen. So kannst Du direkt erkennen, wie viel Du besitzt und besser entscheiden, was Du behalten möchtest.

4.     Mit einfachen Kategorien starten

Konsequentes Ausmisten kannst Du genauso lernen wie das Strukturieren und Ordnen. Da das aber ein Prozess ist, solltest Du schrittweise vorgehen und nicht gleich mit den schwierigsten Herausforderungen starten. Schwierig bedeutet beim Ausmisten: Du kannst Dich (noch) nicht von etwas trennen ­­– das Loslassen fällt Dir schwer und die Entscheidung, ob etwas Deinen Haushalt verlassen kann, kostet Dich viel Überwindung, Zeit und Nerven.

Um die Motivation hochzuhalten, solltest Du deshalb mit einer Kategorie beginnen, die mit wenig Emotionen behaftet ist. Erinnerungsstücke, Geschenke und Fotos sind für viele Menschen besonders schwierige Kategorien zum Ausmisten. Diese materiellen Dinge sind mit Erinnerungen, Menschen und Erlebnissen verknüpft. Obwohl uns vieles davon längst nicht mehr glücklich macht, behalten wir es, weil unter anderem Glaubenssätze und ungeschriebene Gesetze (z. B. „Das kann ich nicht ausmisten, das war ein Geschenk“) das Aussortieren unmöglich machen. Das ist menschlich und überhaupt nicht schlimm.

Ausmisten ist Übungssache und gelingt nach einigen Wiederholungen immer besser. Damit Deine Motivation nicht flöten geht und das Aussortieren einfacher klappt, nimm Dir deshalb Dinge vor, an denen Du nicht hängst. Welche Kategorie ideal ist, lässt sich nicht pauschalisieren. Schließlich ist jeder anders und hat persönliche Vorlieben. Während die einen Bücher vergöttern und besser mit Socken beginnen, sind für andere die Socken das Nonplusultra der Garderobe und regelrechte Sammelstücke ; )

5.     Erst entscheiden und loslassen, dann strukturieren

Ein weiterer typischer Fehler besteht darin, dass Materielles nicht ausgemistet, sondern nur neu strukturiert wird. Das bringt leider reichlich wenig, wenn es darum geht, den Alltag dauerhaft zu vereinfachen. Willst Du Dich künftig wohler in Deinem Zuhause fühlen, rate ich Dir, dass Du ausschließlich das behältst, was Dich glücklich und zufrieden macht. Dinge, die nicht mehr zu Dir und Deinem Leben passen, solltest Du dankbar gehen lassen. Erst nach dem Loslassen von sämtlichem Ballast macht das Strukturieren Sinn.

6.     Verkaufen, Spenden, Verschenken

Das Ausmisten wird von vielen mit Wegwerfen assoziiert und hinterlässt ein schlechtes Gefühl. Das kann ich sehr gut verstehen. Schließlich hat die Herstellung sämtlicher Dinge viele Ressourcen erfordert und die Anschaffung Geld gekostet. Das Entsorgen fühlt sich falsch an.

Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, um Aussortiertes im Nutzerkreislauf zu halten und das Ökosystem zu entlasten. Möchtest Du gleichzeitig Deine Haushaltskasse aufbessern, kannst Du Dinge zum Beispiel auf dem Flohmarkt oder auf Gebrauchtwarenportalen verkaufen.

Bedenke aber Folgendes: Spenden und Verschenken geht in der Regel schneller als das Verkaufen und ist weniger aufwändig. Je nach potenziellem Verkaufspreis solltest Du deshalb realistisch abwägen, ob sich der Aufwand lohnt. Hast Du Spaß am Verkaufen, spricht selbstverständlich nichts dagegen.

7.     Sich selbst motivieren ­

Fällt es Dir schwer, Dich zum Ausmisten und Aufräumen aufzuraffen, gibt es verschiedene Tricks zum Motivieren. Eine wirksame Methode, um dranzubleiben, bieten Vorher-Nachher-Bilder. Kannst Du anhand von Fotos nach Deiner Aufräumaktion auf einen Blick sehen, was Du geschafft hast, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Du in den darauffolgenden Wochen weitermachst. Schau Dir die Fotos nach getaner Arbeit an und lass sie auf Dich wirken! Genieß das Ergebnis : )

Zudem kann es helfen, sich für das erfolgreiche Ausmisten und Aufräumen eine Belohnung in Aussicht zu stellen wie beispielsweise ein wohltuendes Bad, ein Essen im Lieblingsrestaurant oder ein gemütlicher Filmabend auf dem Sofa. Was Dich eben glücklich macht und zu Deiner Zufriedenheit beiträgt.

Du stimmst Dich gern mit Musik auf eine Aufgabe ein? Dann kann ich einen Song empfehlen, der perfekt zum Motivieren passt: „Leichtes Gepäck“ von Silbermond. Der Songtext handelt von Altlasten und Ballast, den es loszulassen gilt – denn mit leichtem Gepäck reist es sich besser durch das Leben! Allerdings solltet ihr noch offene Rechnungen nicht einfach wegwerfen – wie es uns Stefanie Kloß am Ende rät. Natürlich ist das nicht wörtlich zu nehmen, aber ich sag es trotzdem lieber dazu ; )

8.     Keine Ablenkungen!

Beim Ausmisten musst Du viele Entscheidungen treffen ­– das erfordert Konzentration. Ich persönlich mach das deshalb am liebsten bei Stille, weil ich mich dann besser konzentrieren und schneller entscheiden kann. Akustische Unterhaltung kann unterbewusst vom Wesentlichen ablenken und den gesamten Prozess unnötig anstrengend machen sowie verzögern. Auch den Fernseher solltest Du beim Ausmisten ausschalten.

Ich hoffe, dass ich Dir mit diesen Tipps den Start in Deine ganz persönliche Ausmistaktion etwas erleichtern kann und Dir das Loslassen von Ballast gelingt. Ich wünsch Dir viel Erfolg, Motivation und Durchhaltevermögen : )

Ordnungsliebende Grüße,
Deine Gaby